21.03.2012, Laudatio auf das Unternehmen Bode Chemie aus Hamburg

Frauenpower in der Hamburger Handelskammer


Ganz Deutschland diskutiert mal wieder ob wir in der Wirtschaft, in den Führungsebenen der Unternehmen auch in den Medienunternehmen, eine Quote brauchen (Justizministerin, Wirtschaftsminister, Frauenministerin-alle dagegen….) -  und hier und heute darf ich die Laudatio auf ein mittleres Hamburger Unternehmen halten, bei dem diese Diskussion Makulatur ist.
Die EU-Justizkommissarin hätte an dem Unternehmen ihre wahre Freude. Sie müsste sich nicht darüber aufregen, dass die Selbstverpflichtung der Unternehmen vor zehn Jahren keine befriedigenden Ergebnisse gebracht habe. Dass  der Frauenanteil unter Aufsichtsrats- oder Vorstandsmitgliedern führender europäischer Unternehmen derzeit bei wenigen 14 Prozent liege…( in Deutschland bei 3,7…)und dass es so noch 40 Jahre dauern würde, bis ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis herrsche.
Nein, bei diesem Unternehmen sind schon frühzeitig die Weichen gestellt, mixed leadership ist gelebte Wirklichkeit.

58 Prozent Frauen an der Spitze

Ich will Ihnen aber jetzt noch nicht gleich den Namen verraten. Sondern Ihnen einfach so- wie bei einer quasi neutralen Bewerbung- einiges über den Preisträger erzählen. Das Unternehmen hat insgesamt 310 Mitarbeiter. Da sitzen  im Leitungsgremium drei Damen und vier Herren. Inclusive des Geschäftsführers. Es kommt aber noch besser, oder für manche Ohren sicherlich: erstaunlicher.
Von 20 Abteilungen des Betriebes werden 11 von Frauen geführt. Das entspricht einem Frauenanteil von 58 Prozent.
Ein Vergleich: im Durchschnitt der chemischen Industrie, und um ein solches Unternehmen handelt es sich bei dem Gewinner, sind nur 22 Prozent aller Führungskräfte weiblich. Unter den leitenden Angestellten mit Führungsaufgaben liegt der Frauenanteil da nur bei 11 Prozent.

Schlüsselpositionen werden konsequent mit Frauen besetzt

Aber wieder zurück zu unserem Unternehmen:
Die Jury musste übrigens nicht sehr lange diskutieren: es war schnell klar, dass dieses mittlere Unternehmen  die stringenteste strategische Ausrichtung zur Förderung von Frauen in Führungspositionen aufweisen kann. Da wurden und werden Schlüsselpositionen konsequent mit Frauen besetzt.
Da muss wohl auch keiner lange suchen, denn diese Frauen wurden stets in allen Ebenen schon gefördert. Es gibt sie….und kein Mann kann sich da herausreden….
Dieses Unternehmen ließe sich auch nicht mit von-der-Leyenschen Wutausbruch in Richtung Quotensituation in Deutschland mit: “Das ist unterirdisch“, bezeichnen.
Nein, hier werden die  Frauen in den  Führungsaufgaben dann aber nicht alleine gelassen mit ihrer neuen Herausforderung. Sie erhalten jederzeit individuelle Coachings. Es existieren flexible Arbeitsvereinbarungen um Familie und Beruf zu verbinden, die Möglichkeit auch als Führungskraft Teilzeit zu arbeiten. 

Teilzeit an der Spitze- auch das geht

Da sagen Sie jetzt vielleicht- das geht doch gar nicht. Geht aber, wenn man will, wenn beide Partner wollen. Dennoch erinnere ich mich einiger Diskussionen sowohl im ZDF als auch im NDR, als es um Teilzeit bei Führungskräften ging…..Männer können sich das nur schwer vorstellen.
Das Unternehmen, um das es hier geht, fördert aber auch ganz systematisch die Weiterqualifizierung der weiblichen Auszubildenden. Damit es später dann eben nicht heißt: für Führungsaufgaben haben wir keine Frauen. Wir würden ja so gerne….aber wenn da niemand mit der entsprechenden Qualifikation da ist- dann bedauern wir und bleiben unter uns. Unter uns Männern.
Von den 17 Auszubildenden zur Industrie-Kauffrau haben in den Jahren zwischen 2000 und 2011 sieben junge Frauen ein berufsbegleitendes Studium absolviert, oder sind gegenwärtig noch dabei. Beachtlich!

 

Gleiches Geld für gleiche Arbeit ist selbstverständlich

Aber noch etwas hat die Jury einfach begeistert: hier gibt es gleiches Geld für gleiche Arbeit. Will heißen: Frauen und Männer werden gleich bezahlt.  Ich erwähne das? Ja, denn:
Wenn das in allen deutschen Unternehmen so gehandhabt werden würde- dann bräuchte sich die EU nicht zu Recht so aufregen und immer wieder monieren, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich 22 Prozent weniger bekommen- ich sage bewusst nicht verdienen- als ihre männlichen Kollegen in den gleichen Jobs.
„Equal pay“ ist gelebte Praxis, und der Geschäftsführer  ein kühler Rechner, wenn er sagt:
„Vom ausgewogenen Geschlechterverhältnis profitiert das Unternehmen nicht nur kulturell, sondern auch im Hinblick auf die Produktivität.“  Hier hat also einer begriffen: wenn Frauen gleichermaßen in einem Unternehmen mitarbeiten, gleichermaßen und auf allen Ebenen, dann steigen Erfolg und Gewinn…..dann ist das Klima gut, und die Zukunftschancen ausgesprochen rosig.
So, jetzt habe ich Ihnen so vieles erzählt und sie hoffentlich neugierig gemacht:
Der Helga-Stödter-Preis der Hamburger Handelskammer für Mixed Leadership in einem mittleren Unternehmen geht an:
Die Bode Chemie GmbH.