29.07.2011, Das trifft die Universität im Kern

Die Welt Hamburg

Wer hätte das gedacht: Rekordansturm auf die Universitäten im Norden. 33 Prozent mehr Anmeldungen an den Hochschulen in Hamburg und Kiel. Aus dem ganzen Bundesgebiet zieht es die Abiturienten an die Elbe und an die Kieler Förde. Die Plätze sind knapp. Das ist bitter. Obwohl es absehbar war, dass mit den doppelten Abiturjahrgängen und der Abschaffung der Wehrpflicht  die jungen Menschen in Deutschland geballt auf die Universitäten zuströmen. 6,3 Interessenten pro Studienplatz. Was nun?

Hochschulen solide finanzieren!

Vor allem sollte das ein weiteres starkes Argument für die Politik in der Hansestadt sein, den Wissenschaftsstandort Hamburg tatkräftig zu unterstützen und nicht kaputt zu sparen. Hatte die SPD noch vor der Wahl im Akademischen Senat der Universität Hamburg versprochen  “ Hamburgs Hochschulen solide zu finanzieren, damit sie in nationalen wie internationalen Vergleichen konkurrenzfähig sind“. So sieht das ein halbes Jahr später schon ganz anders aus: Der Senat will den Haushalt der  Hamburger Hochschulen um 6-10 Prozent kürzen. Während die zuständige Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeld eisern behauptet: „der Etat für Wissenschaft und Forschung steigt an“.

Alle Präsidenten sind sich einig: so nicht!

Wenn man sich in die Zahlenwerke vertieft, wird  nichts transparenter. Tatsache jedoch ist, dass bereits in den letzten Jahren die Hochschuletats drastisch gekürzt wurden. Die jetzigen Maßnahmen aber treffen die Universtäten  im Kern. Da sind sich erstmals alle Präsidenten der sechs Hamburger Hochschulen einig: von der Uni Hamburg, über die Hochschule für angewandte Wissenschaft, bis zur TU Hamburg-Harburg und der Hafencity Universität.

Allein die Universität Hamburg beklagt 20.3 Millionen Euro, die ihr strukturell fehlen. Das sind die allgemeinen Preissteigerungen von 2,5 Prozent, die schon lange nicht mehr vollständig ausgeglichen wurden . Dann zahlen die Universitäten eine sogenannte Effizienzabgabe „zur Verbesserung der Verwaltung“.  Dahinter verbirgt sich ganz einfach die geplante Streichung von Stellen. Die Tarifsteigerungen gehören dazu, wenn sie nicht ausgeglichen werden  und  die Kosten für die Stundung der Studiengebühren von derzeit fast 50 Prozent der  Studierenden. Ganz zu schweigen von der Verunsicherung, ob nach der Abschaffung der Studiengebühren in Hamburg die rund 35 Millionen Euro tatsächlich den Hochschulen ersetzt werden. Denn in den Etats des Senates sind sie noch nirgends aufgeführt.

Dazu soll die Wissenschaftsstiftung aufgelöst werden. Die eigentlich gedacht war, die Hochschulen in den Bereichen der Forschung fit zu machen. Das sind zur Zeit dann auch noch mal 12 Millionen Euro im Jahr.

Was der Bund gibt, wird dringend gebraucht

Es sieht jedenfalls finanziell finster aus. Auch wenn der Bund mit 100 Millionen Euro die Hochschulen in Hamburg unterstützt, so schränken die Kürzungen des Senats die Leistungsfähigkeit einer Universität dramatisch ein. Denn das Geld aus dem Hochschulpakt des Bundes steht nur für zusätzliche Lehrleistungen und für die Finanzierung von fünfzig Prozent aller neuen Studienplätze zur Verfügung um die doppelten Abiturjahrgänge aufzufangen.

Dass sich zudem die Universität Hamburg baulich in einem ziemlich desolaten Zustand befindet ist längst bekannt. Zu lange Jahre wurde nichts renoviert, verbessert oder gar neu gebaut. Die Wissenschaftssenatorin verspricht auch hier hohe dreistellige Millionenbeträge für Modernisierung und Erweiterung. Nur- woher kommt das Geld? Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz ist stolz auf seine seriöse Finanzpolitik, genauer auf seine Sparprogramme. Wo sich da die Gelder für die Hochschulen verstecken, hat auch die Opposition noch nicht entdeckt.

Eine Stadt muss finanzielle Grundausstattung gewähren !

Tatsache ist: Hamburg und die ganze norddeutsche Region braucht gut ausgebildete junge Menschen um in der Zukunft bestehen zu können. Allein bei Airbus werden 1000 junge Ingenieure gesucht. Hochschulen müssen sie ausbilden und dazu Forschung betreiben. Mit begeisterten Professoren und in spannenden Fächern. Die Qualität einer Universität hängt gewiss nicht allein nur vom Geld ab. Aber eine finanzielle Grundausstattung, die auch Exzellenz möglich macht, muss ein Land, eine Stadt gewähren. Erfreulicherweise  stehen diesen Hamburger Universitäten Präsidenten vor, die dies voran treiben möchten. Politik sollte da unterstützen und nicht bremsen. Wenn Hochschulen gezwungen sind, wichtige Bereiche aufzugeben, wird es über kurz oder lang die Gesellschaft spüren. Das kann niemand wirklich wollen. Darum: ein klares Ja für den Wissenschaftsstandort Hamburg ! Das muss intelligente Politik  schnellstens formulieren und danach handeln.