13.05.2011, Bilanz und Ausblick des Vorstands zu 20 Jahre UNICEF Schwerin

20 Jahre Arbeitsgruppe Schwerin
Rede zur Jubiläumsfeier am 13.Mai 2011
20 Jahre….jung und gerade mal so auf dem Sprung ins erwachsenwerden.

Also erst mal.Herzlichen Glückwunsch zu diesem Geburtstag.  Sie geben mir sicher recht: es geht es gut.

Aber sonst sieht es nicht toll aus auf der Welt.  Sie leisten hier als Arbeitsgruppe  eine wichtige Arbeit für die Kinder in der Welt, denen es eben nicht gut geht. Und darum möchte ich Ihnen aktuell berichten, was UNICEF  zur  Zeit tut, wo die Schwerpunkte liegen. Damit Sie allen, die fragen, kompetent Auskunft geben können.
Wir sehen jeden Tag die Bilder, vom Krieg in Libyen, in Syrien. Erinnern uns, was in Ägypten und Tunesien möglich war. Hundertausende Menschen fliehen aus diesen Regionen, wenn sie es denn schaffen, in die Nachbarländer. Mit dem Boot über das Mittelmeer.  Viele sind sogenannte Wanderarbeiter, mit ihren Familien und Kindern.

Kinder leiden besonders unter den Kriegen der Erwachsenen 

Unicef kümmert sich um die Kinder in den Notaufnahmelagern. Die humanitäre Situation wird immer schlimmer, vor allem in der belagerten Stadt Misrata in Lybien. UNICEF bringt sauberes Wasser, richtet Toiletten ein, Waschmöglichkeiten, kümmert sich um die Abfallentsorgung.
O Familien mit Kindern werden registriert, beraten, Spielmöglichkeiten für die Kinder
O Decken, Hygieneartikel, Erdnusspaste, Medikamente und Impfstoffe. Im April konnte die Stadt noch per Schiff versorgt werden. Aber Gaddafis Truppen, Söldnerheere, versuchen das ebenso zu verhindern….

Auch in Japan sind Tausende Kinder in Not 

Auch ein Blick nach Japan. Wir wissen: Japan war die Nummer eins im Spendenaufkommen, vor Deutschland.
Aber jetzt trifft es auch wieder Kinder. Normalerweise keine Hilfsprogramme in Industrieländern. Aber so viele Menschen hier in Deutschland wollten helfen, haben geholfen.   Wir von Unicef Deutschland haben direkt Kontakt aufgenommen mit Tokyo, New York informiert und Spenden hingeschickt. Damit die UNICEF-Mitarbeiter den vermutlich 100 000 Kindern in den Notaufnahmelagern nach dem Tsunami und dem Erdbeben zur Seite stehen können. Sie haben zum Teil ihre Eltern verloren, ihr Verwandten. Hier hilft UNICEF. Auch mit Schulartikeln, Spielsachen….

O Hilfsgüter werden verteilt, Trinkwasser, Kleidung, Hygieneartikel und Windeln…
O Suche und Aufbau von kinderfreundlichen Orten.

Immer noch dramatisch: die Situation in Pakistan 

Pakistan, zur Zeit, seit der Tötung von Osama Bin Laden, besonders im Visier. Wir vergessen dabei leicht, dass in den Flutgebieten Pakistans bis heute immer noch Millionen Menschen unter den Folgern der schweren Überschwemmungen vom August 2010 leiden. Zwar sind die meisten Obdachlosen in ihre Häuser zurückgekehrt. Die aber sind zerstört, die Nahrungsmittelvorräte verloren, Feuchtigkeit, Schmutz und immer noch Kälte bedrohen die Gesundheit der Kinder. Darum:

O täglich sauberes Trinkwasser von UNICEF für 4,4 Millionen Menschen
O zehn Millionen Kinder wurden bisher gegen Kinderlähmung und Masern geimpft.
O 600 000 schwangere Frauen erhielten Impfungen gegen Tetanus
O 625 therapeutische Ernährungszentren und Hilfsprogramme für stark mangelernähre Kinder werden von UNICEF  unterstützt.
O Rund 250 000 Kinder erhalten mit Hilfe von UNICEF in Übergangsschulen Unterricht.

Kinderarmut ist in Deutschland immer noch ein wichtiges Thema 

Aber auch vor unserer Haustüre, in Deutschland, gibt es viel für Kinder zu tun. Sie wissen, dass ich mich persönlich mit meinem Buch „Leben im Teufelskreis-Kinderarmut in Deutschland“, dem Thema Kinderarmut gewidmet habe…..erzählen.
Unicef fordert nicht nur deshalb Kinderrechte ins Grundgesetz. Hand in Hand mit dem Aktionsbündnis, mit dem deutschen Kinderschutzbund und dem Deutschen Kinderhilfswerk, sowie mit Unterstützung der Deutschen Liga für das Kind.
Die Kinderrechtskonvention muss auch in Deutschland endlich vollständig umgesetzt werden.

Die Bundesregierung hat zwar im Juli 2010 endlich bei der Ratifizierung 1992(!!) die Vorbehalte zurückgenommen. Aber sonst sieht man im Kabinett in Berlin wenig Handlungsbedarf. Obwohl im Koalitionsvertrag ausdrücklich vereinbart wurde, die Kinderrechte zu stärken.
Hier in Meck-Pomm ist man schon weiter. Im Dezember 2010 hat der Landtag die Landesregierung aufgefordert, eine Bundesratsinitiative dafür zu starten. Die Frage lautet also nicht mehr, ob die Kinderrechte ins Grundgesetz kommen- sondern wie und wann.

Gegen Gewalt und für die Kinder

Aktuell kann ich Ihnen berichten, dass wir in Deutschland den neuen Unicef-Report jetzt im Juni veröffentlichen werden. Der Schwerpunkt ist: „Gewalt gegen Kinder“. Damit sollen alle Erscheinungsformen von Gewalt noch stärker ins Bewusstsein gerückt werden- von Gewalt im Internet, bis zu Vernachlässigung. Erfreulicherweise gibt es ja bei uns In Deutschland seit 2000 das Gesetz zur gewaltfreien Erziehung. Es hat zu einer zunehmenden Ablehnung körperlicher Bestrafung geführt….

Misshandlungen von Kindern lesen wir fast täglich in den Zeitungen. Aber weniger von der alltäglichen Gewalt in Familien, Schulen, Heimen, Internaten und auch Gefängnissen.
Es fehlen systematische, verlässige Daten zum Thema Gewalt gegen Kinder. Sie sind dringend nötig, um das große Dunkelfeld zu erhellen und die unsäglichen vielen Formen der Gewalt zu erfassen….immerhin eine gute Nachricht. In Deutschland soll das neue Kinderschutzgesetz bis Ende 2011 verabschiedet sein.

Beispiele, warum:
O Hartz IV Sätze. Rechte der Kinder müssten berücksichtig werden.
O Stadtplanung, Jugendhilfe,
o Schutz von Flüchtlingskindern
o Insgesamt fordert ja die UN –Kinderechtskonvention, dass Kinder eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten sind, darum muss das auch in der Verfassung verankert werden, in Politik, in der Justiz und Gesellschaft ein entsprechendes Rechtsbewusstsein schaffen.

Dringend nötig: Rechte für Flüchtlingskinder

Eine zweite Kampagne startet UNICEF Deutschland im kommenden Monat: „Jetzt erst Recht( e ) für Flüchtlingskinder. Wir wollen die Lebensbedingungen von Kindern in Deutschland ohne deutschen Pass verbessern. Das trifft Roma-Kinder aus dem Kosovo zum Beispiel. Rund 12 000 sind seit dem Rücknahmeabkommen zwischen Deutschland und dem Kosovo von Abschiebung bedroht.

Sie wissen sicher, dass Kinder ohne deutschen Pass große Probleme haben, in die Schule gehen zu dürfen, medizinischer versorgt zu werden. Sie sind Kinder nach dem Asylbewerberleistungesetz, warten zum Teil auf ein Asylverfahren, oder sind, wie etwa 24 000 Minderjähre nur geduldet. Sicher, gut integrierten Jugendlichen wird seit März 2011 ein Bleiberecht ermöglicht. Aber es gibt keinen Anspruch darauf .
Wir aber wissen: einmal wieder im Kosovo haben diese Kinder keine Chancen: nicht auf Bildung, nicht auf einen Broterwerb, auf eine menschenwürdige Zukunft.

Ziel: 5 Millionen Kinder sollen in die Schule gehen

Sie alle kennen die Kampagne „Schulen für Afrika. Gegründet 2005 gemeinsam mit der Peter Krämer Stiftung und der Nelson Mandela Stiftung. Auch hier, und so verstehe ich vor allem meine heutige Bilanz:
Zahlen Fakten, was machen wird, was wurde erreicht:
5 Mio Kinder profitieren im südlichen Afrika- bis 2015 sollen es 13 Mio werden.
O 700 einfach Schulen wurde gebaut, oder instandgesetzt. 95 ooo Lehrer konnten geschult werden.
O 155 000 Menschen haben in Deutschland für SfA gespendet.

O 600 000 Kinder haben an Schülerläufen für die Kinder in Afrika teigenommen
O 36 Mio Euro…und 80 000 Menschen haben die Unicef-Forderungen unterschrieben
Aber: immer noch gehen 45 Mio Kinder im südlichen Afrika nicht in die Schule.  Milleniumsziel wird  2015 nicht erreicht…vor allem nicht für Mädchen.

Vorstandsbilanz nach  drei Jahren

Zum Schluss aber noch ein paar Worte in eigener Sache:
O Wir, der neue Vorstand, sind 2008 mit dem Versprechen für Transparenz und gute Kommunikation angetreten. So freuen wir uns alle um den 1. Platz im Transparenzwettbewerb,
o über das Spendensiegel, das wir im November 2011 wieder vom DZI erhalten haben
o wir haben unsere Satzung und internen Strukturen umfassend geprüft und erneuert

o Ehrenamtlicher Vorstand und hauptamtlicher Geschäftsführer sind klar getrennt.
O Für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter gilt ein verpflichtendes Leitbild. Mit Zielen und Werten, Leitlinien für das Handeln.
O Die Zahl der Fördermitglieder nimmt zu
O Bei Nothilferaufrufen für z. B. Haiti und Pakistan
Spendeten die Bundesbürger 2010 über 20 Mio Euro.

O wir kommunizieren nach innen und außen, haben monatliche Telefonkonferenzen. Klausurtagungen,
und die regulären Vorstandssitzungen.
O Und einen neuen Geschäftsführer, aus dem Team der Geschäftsstelle heraus.

Ich gratuliere Ihnen allen zum 20. Geburtstag….
Gerade volljährig, weiter so, mit Schwung und Elan, mit Freude an der wunderbaren Aufgabe, für die Kinder hier und in der Welt.